Unverbindliche Materialinformationen zu Polyamid
Physikalische - mechanische Eigenschaften
Polyamid hat eine relativ hohe Wasseraufnahme, die je nach Polyamidtyp und Anwendung werksseitig durch Konditionieren (Warmwasserlagerung) dem Umgebungsklima angepasst wird. Erst dann weist normales Polyamid seine gute Zähigkeit, sehr gute Kerbschlagzähigkeit und gute Spannungsrissbeständigkeit auf, die in vielen Fällen schon bei der Montage der Artikel gegeben sein muss.
Wurden Artikel aus Polyamid einmal nicht in der verschlossenen originalen Verpackung gelagert, sondern trocken und warm, sollten sie vor der Montage 24-48 h in warmem Wasser gelagert werden. Wegen der Wassereinlagerung dürfen Polyamidteile nicht im gefrorenen Zustand montiert werden. Die tatsächliche Eigentemperatur der Artikel im Kernbereich muss > 4° C betragen. Artikel, die in der Originalverpackung auf dem Transportweg oder bei der Lagerung eine Eigentemperatur unter 4° C angenommen haben, müssen vor der Montage originalverpackt wieder eine Kerntemperatur > 4° C annehmen (dies kann je nach Umgebungstemperatur 24-48 h dauern).
Polyamid zeichnet sich durch hohe Zeitstandsfestigkeit und Ermüdungsfestigkeit aus. Glasfaserverstärktes Polyamid weist einen höheren E-Modul und eine höhere Festigkeit auf. Das Abriebverhalten bei Polyamid ist gut, bei Lageranwendungen ergibt ein Zusatz von MoS2 oder PTFE/Silicon ein ausgezeichnetes Gleit- und Notlaufverhalten.
Optische und chemische Eigenschaften
Nicht eingefärbtes Polyamid weist je nach Typ eine gelblich-weiße, schwachweiße, oder wässerig-weiße Eigenfarbe auf. Polyamid vergilbt durch Alterung und UV-Bestrahlung. Daher ist eine Langzeit-Farbkonstanz bei naturfarbenen Artikeln meist nicht gegeben.
Bei zunehmender Kristallinität weist Polyamid eine gute Resistenz gegen aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, Benzin, Öle, Fette, einige Alkohole, Ester, Ketone Ether, organische und anorganische Basen bis zu mittleren Konzentrationen, chlorierte Kohlenwasserstoffe wie Tetrachlorkohlenstoff, Freon, Frigen, sowie Farben und Lacke auf. Chloroform und Methylenchlorid bewirken eine starke Quellung. Alkohole wie Methanol und Äthanol wirken ähnlich wie Wasser. PA ist nicht beständig gegen Lösungen von Oxidationsmitteln, Mineralsäuren, Ameisensäure, starke Laugen, Phenole, Kresole und Glykole.
Witterungs- und Alterungsbeständigkeit
Polyamid ist ausreichend alterungs- und witterungsbeständig. Bei Außenanwendung kann durch gezielte Einfärbung, z.B. mit Ruß, die Beständigkeit erhöht werden. Bei glasfaserverstärktem Polyamid hat die Oberflächenvergrößerung durch die Glasfasern eine stärkere Beanspruchung der Außenflächen zur Folge, welche die mechanischen Eigenschaften aber nicht nennenswert beeinflusst.
Sondereinstellungen - Produktbereiche
Glasfasern und andere festigkeitssteigernden Füllstoffe, MoS2 und PTFE/Si für sehr gutes Gleitverhalten, div. Stabilisatoren, leitfähige Stoffe zur Verbesserung der elektrischen Leitfähigkeit - Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, Zahnräder, Tür- und Möbelbeschläge, Gleitlager, Lagerbuchsen, Lüfterräder, Pumpengehäuse, Filterkörper.
Thermische Eigenschaften
Gluteigenschaften und Wärmeformbeständigkeit sind bei normalem Polyamid gut. Bei glasfaserverstärktem Polyamid stellt sich durch die Dochtwirkung der Glasfasern eine mäßige Brennbarkeit ein. Die Wärmeformbeständigkeit ist noch besser, als bei unverstärktem Polyamid. Auch unter zunehmender Wärmeeinwirkung zeichnet sich Polyamid durch seine gute Maßhaltigkeit aus. Bei glasfaserverstärktem Polyamid fällt die Ausdehnung noch geringer aus. Abhängig von der Belastung und der Gestalt der Artikel sind diese Dauergebrauchstemperaturen zwischen ca. -40° C und 80°-120° C aussetzbar. Polyamid beginnt sich oberhalb von 300° C zu zersetzen. Eine Entzündung erfolgt ab ca. 450°-500° C. Dabei brennt es schwach mit deutlichem Geruch nach verbranntem Horn und tropft knisternd ab, zieht Fäden und verlöscht zumeist nach kurzer Zeit. Kurzzeitig kann Polyamid 6 auch Temperaturen bis 200° C widerstehen und Polyamid 6.6 mit 50 % Glasfasern kann sogar Temperaturen bis 250° C kurzzeitig widerstehen.
Physiologisches- und Fügeverhalten
Bei längerer Hitzeeinwirkung ist der Kontakt mit wasserhaltigen Lebensmitteln bedenklich. Trockene, unverstärkte Spritzgussteile aus Polyamid lassen sich gut und mit hoher Festigkeit Ultraschallschweißen, Reib- oder Vibrationsschweißen und Heizelementschweißen. Feuchtigkeit und Glasfasern reduzieren die Schweißgüte. Zum Kleben eignen sich besonders auf Polyamid abgestimmte Lösungsmittel, Lacke auf Phenol- oder Resorcinbasis, konzentrierte Ameisensäure, Haftklebstoffe und Cyanatkleber.